Totale Mondfinsternis am 8./9. November 2003

In der Nacht vom Samstag, den 8. auf Sonntag den 9. November ereignet sich eine totale Mondfinsternis, die in ihrem gesamten Verlauf von Mitteleuropa aus beobachtbar ist.


 

Helligkeitsmessungen: Wie finster war die Finsternis?

Beobachtung der Mondfinsternis

Der Verein Kuffner-Sternwarte empfiehlt zur Beobachtung der Finsternis einen Finsternisspaziergang.

Der Mond steht während des gesamten Finsternisverlaufes sehr hoch am Himmel und der teilverfinsterte Vollmond bietet ausgezeichnetes Licht für Spaziergänge (die Mitnahme einer Taschenlampe etwa für Strecken im Wald wird empfohlen) Als Startzeitpunkt für den Spaziergang empfehlen wir 0h00m. Bis zur totalen Verfinsterung um 2h00m bleibt genug Zeit für ausgiebige Spaziergänge, währenddessen sich der Mond mehr und mehr in den Erdschatten bewegt. Als Ziel des Finsternisspazierganges bietet sich die Kuffner-Sternwarte an.
Bei einer Ankunft um 2h00m kann dort ein Blick durch Teleskope auf den total verfinsterten Mond gemacht werden. Auf dem Rückweg kann man ab 2h30m den Wiederaustritt verfolgen.
Bitte beachten Sie, dass das Himmelsereignis bis nach 4h früh dauert und öffentliche Verkehrsmittel nur sehr eingeschränkt zur Verfügung stehen.

Der Verein Kuffner-Sternwarte bietet ab 23h auf der Kuffner-Sternwarte Beobachtungsmöglichkeit mit kleinen Fernrohren und übernimmt ab 2h die Beobachtung an den Großen Fernrohren der Sternwarte.

Veranstaltungen des Vereins Kuffner-Sternwarte sind kostenlos, Spenden erbeten.

Die Zweigstelle Kuffner Sternwarte der VHS Ottakring bietet von 23h bis 1h30m kostenpflichtige Beobachtungen am Großen Refraktor an.


Der Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde erfolgt noch vor Mitternacht, ist aber so unauffällig, dass er kaum beobachtbar ist.

Deutlich sichtbar wird die Finsternis daher erst eine halbe Stunde nach Mitternacht, wenn der Mond in den Kernschatten der Erde eintritt. Die Größe der Finsternis beträgt dieses Mal nur das 1,022fache des Mondscheibendurchmessers, so dass die Phase der Totalität nur 25 Minuten dauert. Der max. Wert liegt bei 1,888, wird aber nur bei einer zentralen Finsternis erreicht, die dann eine Dauer von 1h 45m haben kann.

Die Finsternis beginnt astronomisch korrekt mit dem Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde um 23h 15m. Dieser Vorgang bleibt aber weitgehend unbeobachtbar, weil die Abnahme der Mondhelligkeit beim Eintritt in den Halbschatten so gering ist, dass sie nicht zu registrieren ist.

Verlauf der totalen Mondfinsternis vom 8../9. November 2003:

                                                             MEZ

Eintritt des Mondes in den Halbschatten                      23h 15m

Eintritt des Mondes  in den Kernschatten                      0h 32m

Beginn der totalen Verfinsterung                              2h 06m

Mitte der Finsternis                                          2h 19m

Ende der totalen Verfinsterung                                2h 31m

Austritt des Mondes aus dem Kernschatten                      4h 05m

Austritt des Mondes aus dem Halbschatten                      5h 22m

Entstehung einer Mondfinsternis

Eine Mondfinsternis findet nur statt, wenn der Vollmond die Erdbahnebene kreuzt. Steht er nördlich oder südlich der Erdbahneben, so wird er nicht vom Erdschatten getroffen.
Die Mondbahn ist im Mittel um 5º 09’ zur Ekliptikebene geneigt. Die Schnittpunkte der Mondbahn mit der Ekliptik werden Knoten oder Drachenpunkte genannt.
Geht der Vollmond genau durch einen Knoten, so kommt es zu einer zentralen Mondfinsternis mit maximaler Dauer.
Da der Querschnitt des Kernschattenkegels der Erde in Monddistanz etwa den dreifachen scheinbaren Monddurchmesser aufweist, muss der Vollmond nicht exakt im Knoten stehen um verfinstert zu werden.

Wenn er nicht weiter als 2º in ekliptikaler Länge vom Knoten entfernt ist, kommt es noch zu einer totalen Verfinsterung mit vollständigem Eintauchen in den Kernschatten.

Bis ± 7,5º ekliptikaler Distanz des Vollmondes vom Knoten ereignet sich eine partielle Mondfinsternis; der Mond wird nur teilweise vom Kernschatten getroffen.

Bis ± 3,5º ekliptikaler Distanz des Vollmondes vom Knoten kommt es noch zu einer Halbschattenfinsternis.

Diese Größen sind Mittelwerte. Sie hängen von der jeweiligen Sonnen- und Mondparallaxe ab.

Zur Geschichte der Mondfinsternisse

Schon im Altertum war bekannt, dass sich Finsternisse periodisch wiederholen. Und so lernte man bald, solche kosmischen Schattenspiele vorherzusagen. Nicht nur das: Aus der Beobachtung von Mondfinsternissen zog man allerlei Schlüsse:
So erklärte der griechische Gelehrte Aristoteles schon im vierten vorchristlichen Jahrhundert, dass die Erde eine Kugel sein müsse, denn ihr Schatten auf dem Mond habe immer einen runden Rand.

Etwa ein Jahrhundert später schätzte Aristarch von Samos die relativen Größen von Mond und Erde ab, indem er die Zeit mass, die der Mond für einen Durchgang durch den Erdschatten benötigt. Aus der Beobachtung der Halbmondphasen bestimmte er ferne die relativen Distanzen von Sonne und Mond und kam so zu dem richtigen Schluss, dass die Sonne wesentlich größer als die Erde sei, der Mond aber höchstens ein Drittel so groß wie unser Planet.

Im zweiten vorchristlichen Jahrhundert benutzte Hipparkos von Nikaia Mondfinsternisse, um die schwierig zu bestimmenden Längen einzelner Städte zu ermitteln. Da Ein- und Austritte des Mondes in bzw. aus dem Erdschatten für alle irdischen Beobachter gleichzeitig erfolgen, die Beobachtungen dieser Phänomene aber in Ortszeit vermerkt werden, gibt die Differenz der Ortszeiten die Unterschiede der geographischen Längen an.
Hat man in einem östlich von Athen liegenden Ort den Beginn der Mondfinsternis nach Ortszeit eine Stunde früher registriert als in Athen, so liegt der Ort 15º östlich von Athen.
(Eine Längendifferenz von 1º entspricht einem Zeitunterschied von vier Minute)

Schon 750 v. Chr erkannten chaldäische Astronomen, dass sich Sonnen- und Mondfinsternisse nach etwas mehr als 18 Jahren (genau 18 Jahre 11 1/3 Tage) wiederholen. Diese Zeitspanne wird Saros-Zyklus genannt. Die Saros-Nummer für diese Finsternis ist 126

29. Oktober 2003/SP

Helligkeitsmessungen: Wie finster war die Finsternis?

Während der Mondfinsternis wurden im Garten südlich vor dem Haupteingang der Sternwarte Beleuchtungsmessungen mit einem 100 € Luxmeter durchgeführt. Der Sensor war dabei waagrecht ausgerichtet und zeigte nach oben. Die Ergebnisse sind in der Abbildung dargestellt:

Beleuchtungsstärke in Lux

Die gemessene Beleuchtungsstärke in Lux im Garten vor der Kuffnersternwarte während der totalen Mondfinsternis in der Nacht vom 8. auf 9. November 2003. Die Zeit ist in Tagen und Tagesbruchteilen angegeben. 9.0 bedeutet 9. Nov. 2003 0h00 MEZ. Doppelmessungen geben einen Eindruck von der Genauigkeit (ca. +/- 0,03 Lux) (Wuchterl, Reithofer und Schachenhofer).

Der Messort lag im Garten ausserhalb der (mässigen) Schatten der Bäume und um den Mond waren im einem Radius von mehr als 20 Grad keine Sichthindernisse. Der Anstieg der Beleuchtungsstärke zu Beginn der Messungen (vor Mitternacht = 9.0) mag auf die noch steigende Mondhöhe zurückzuführen sein, erscheint mir aber dafür etwas gross. Das Maximum der Beleuchtung (über 0,35 lx (1 lx = 1 Lux = 1 lm / m2 = ) wird nahe des Meridiandurchgangs erreicht. Zu dem Zeitpunkt befindet sich der Mond bereits im Halbschatten. Bemerkenswert ist der instantane Abfall der Beleuchtungsstärke um 0,04 lx mit dem Start der Halbschaltung der Strassenbeleuchtung um Mitternacht (eine von zwei Leuchtstoffröhren wird abgeschalten). Beim Eintritt in den Kernschatten ist die Beleuchtungsstärke bereits um die Hälfte abgefallen und verflacht schliesslich bei 0,08 lx nachdem der Grossteil des Mondes verfinstert ist. Mit dem Eintritt der Totalität vermindert sich die Beleuchtungsstärke auf 0,04 lx. Der Wert liegt sicher schon nahe am "Hintergrundwert" durch die Strassenbeleuchtung. Die Messungen fanden bei klaren Wetter statt, gelegentliche Nebelschwaden wurden vermieden.

Die visuelle Grenzgrösse, bestimmt anhand von Orion und dem kleinen Wagen, stieg während des Verlauf der Finsternis von 3 mag auf 5 mag während der Totalität.

Mondfinsternisse eignen sich ausgezeichnet die Effekte astronomisch relevanter Beleuchtungsstärken zu demonstrieren und zu messen sowie gleich direkte Vergleiche der jeweiligen Effekte auf diverse nächtliche Tätigkeiten anzustellen.

G. Wuchterl, 13. November 2003

Zur Vollmond-Beleuchtungsstärke, Oswald Drobinc in AstroAustria

auch IM BRENNPUNKT

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